Infantile Hämangiome

Was sind infantile Hämangiome?

haemangiom

Hämangiome, genauer gesagt infantile Hämangiome, also diejenigen, die bei Babys und Kleinkindern vorkommen, sind knotige Ansammlungen von Blutgefässen. Umgangssprachlich werden sie auch „Blutschwämmchen“ genannt. In Fachkreisen werden sie als Tumoren bezeichnet, obwohl sie nichts mit Krebs zu tun haben. Sie sind nämlich immer gut­artig. Hämangiome können oberflächlich oder tiefer in der Haut liegen. Die oberflächigen Hämangiome sind leicht erhaben und die Haut ist flächig rot oder zeigt kleine rote Flecken. Im englischsprachigen Raum wird dies häufig mit der Oberfläche einer Erdbeere verglichen, weswegen sie auch „strawberry mark“ genannt werden. Bei den tiefen Hämangiomen, liegen die Blutgefässe tiefer in der Haut und man sieht sie deshalb bloss durchschimmern. Die Haut erscheint in diesen Fällen eher bläulich. Die tiefen Hämangiome können im Gegensatz zu den oberflächlichen am Anfang schwierig zu erkennen sein, da sie erst im Laufe der Zeit zu einer Schwellung ohne sichtbare Farbveränderung führen. Schliesslich gibt es auch gemischte Hämangiome, die sowohl oberflächliche als auch tiefe Anteile haben.

Wie häufig sind infantile Hämangiome?

Hämangiome sind sehr häufig, es sind die häufigsten Tumoren bei Kindern überhaupt. Etwa 10% aller Kinder im ersten Lebensjahr sind davon betroffen. Mädchen sind etwas häufiger betroffen als Jungen. Über die Hälfte aller Hämangiome liegen im Kopf- und Halsbereich.

Wie entstehen infantile Hämangiome und wie entwickeln sie sich?

Bis heute weiss man nicht genau, warum Hämangiome entstehen. Es kommt zu einer überschiessenden Bildung von kleinen Blutgefässen an einer Stelle im Körper. Die meisten Hämangiome entstehen kurz nach der Geburt oder sind bei Geburt nur als blasser Fleck sichtbar. Den Eltern fällt in der Regel wenige Wochen nach der Geburt ein kleiner roter Fleck auf, der dann in den folgenden Wochen an Grösse zunimmt. Ohne Behandlung wachsen Hämangiome in der Regel bis zum 4.-8. Lebensmonat. Danach treten sie von selbst in eine Ruhephase ein und ab Ende des ersten Lebensjahres bilden sie sich spontan zurück. Dabei wird das Hämangiom zunächst blasser und dann auch kleiner. Diese Rückbildungsphase kann je nach Grösse des Hämangioms einige Monate bis Jahre andauern. Am Ende ist bei vielen Kindern nichts mehr zu sehen oder nur noch eine kleine Veränderung der Haut zu erkennen. Bei sehr grossen Hämangiomen kann nach Abschluss der Rückbildung noch etwas überschüssige, faltige Haut oder durchschimmernde kleine Blutgefässe (ähnlich wie „Besenreisser“) zurückbleiben.

Bilden sich alle infantilen Hämangiome von selbst zurück?

Nein, aber die allermeisten. Seit einiger Zeit weiss man, dass es ausser den oben beschriebenen „typischen„ Hämangiomen auch selten andere angeborene Hämangiome gibt. Die sogenannten NICH (non-involuting congenital hemangioma) und RICH (rapid involuting congenital hemangioma) sind Sonderformen, die immer bei Geburt schon vorhanden sind. Sie sehen anders aus und verhalten sich anders. Wie der Name schon sagt, bilden sich RICH besonders schnell zurück, sie wachsen nicht mehr nach der Geburt. NICH wachsen auch wenig oder nicht mehr nach der Geburt, bilden sich aber auch nur wenig oder gar nicht zurück. Welchen Typ der angeborenen Hämangiome ein Kind hat, kann man dem Blutschwamm nicht ansehen, das zeigt nur der Verlauf. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass alle typischen Hämangiome, die nach ein paar Wochen erst entstehen auch spontan wieder verschwinden.

Treten infantile Hämangiome einzeln auf?

Hämangiome sind gutartige Tumoren der Haut. Einige Kinder haben nicht nur ein, sondern mehrere Hämangiome. Auch dies ist meist harmlos. In seltenen Fällen treten Hämangiome auch in inneren Organen auf, insbesondere in der Leber. Man weiss, dass das Risiko hierfür erhöht ist, wenn ein Kind viele Hämangiome an der Haut hat. Deshalb führen wir bei diesen Kindern eine Ultraschall-Untersuchung des Bauches durch und suchen nach weiteren Hämangiomen. Selbst wenn ein Kind einen Blutschwamm in der Leber hat, muss dies nicht besorgniserregend sein. Es kommt dann auf die Grösse, die Wachstumsgeschwindigkeit und die genaue Lokalisation an.

Nur in seltenen Fällen tritt ein Hämangiom zusammen mit anderen Fehlbildungen in Kombination auf. Dies ist bei grossflächigen Hämangiomem im Gesicht oder an den Armen und Beinen möglich. Man muss dann prüfen, ob das Kind ein sogenanntes PHACE-Syndrom hat.

Text: Dr. med. K. Neuhaus, Oberärztin
Zentrum für brandverletzte Kinder, plastische und rekonstruktive Chirurgie
Kinderspital Zürich

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