Sarah H.

„Heute gebe ich keine Autogramme“ – Sarah (25 Jahre alt) erzählt, wie sie mit ihren kongentialen melanozytären Nävi (CMN) im Alltag umgeht und über ihr neues Selbstvertrauen.

„Dieses Mädchen ist dreckig.“ So beantworteten Eltern die Frage ihres Kindes, was genau das an Sarahs Körper sei. Aber Sarah ist natürlich nicht dreckig. Sie ist mit einem grossen Nävus am Unterleib, einem sogenannten „Badehosennävus“, und vielen Satelliten-Nävi am ganzen Körper geboren. Im Alltag ist sie solchen Reaktionen im Zusammenhang mit ihren Muttermalen immer wieder ausgesetzt.

Sarah wuchs auf dem Land auf. An ihre Primarschulzeit hat sie hauptsächlich schöne Erinnerungen. In der kleinen Schulklasse fühlte sie sich von den Mitschülerinnen und Mitschülern akzeptiert und wurde wegen ihrer zahlreichen Muttermale nicht gemobbt. Die Probleme begannen erst mit der Pubertät – einer sonst schon schwierigen Zeit. Sarah fühlte sich in der Öffentlichkeit beobachtet. Jeden Blick und jede Äusserung sog sie auf. Sie erinnert sich noch gut an den Jungen, der ihr Gesicht beim Eislaufen mit einer „verbrannten Omelette“ verglich. Auch die Besuche im Schwimmbad waren für Sarah ganz schlimm. Zwar brachte ihr eine Kollegin das Badetuch immer an den Beckenrand, damit sie das Muttermal verdecken konnte, trotzdem wurde ihr alles zu viel. „Obwohl ich eine Wasserratte bin, liess ich mich vom Schwimmunterricht dispensieren.“

Die Frage nach dem ‚Warum gerade ich’ bescherte Sarah während der Pubertät viele schlaflose Nächte. Da sie nie eine Antwort darauf fand, beschloss sie eines Tages, nicht mehr darüber nachzudenken. Während der schwierigen Zeit haben Sarah ihre Familie und langjährige Freunde unterstützt. „Sie haben mich immer akzeptiert, wie ich bin.“ Ausserdem half es ihr, Musik zu hören, zu weinen oder Gedichte zu schreiben. Auf die negativen Reaktionen der Leute im Alltag versucht sie mit einem humorvollen Spruch oder einem Lächeln zu reagieren. Extreme Gaffer werden dann schon mal mit einem ‚heute gebe ich keine Autogramme’ abgefertigt. Natürlich hängt Sarahs Reaktion von ihrer Tagesform ab. Manchmal ignoriert sie die Leute auch einfach.

Sarah ist heute 25 Jahre alt. Im vergangenen Jahr war sie in Dallas an einer grossen Nävus-Konferenz mit dabei. Wenn sie daran zurück denkt, lächelt sie. In Dallas hat Sarah Leute aus der ganzen Welt mit Muttermalen getroffen. „Es war ein unglaublich tolles Gefühl zu merken, dass man nicht alleine ist.“ Die vielen Stunden am Swimmingpool und im Wasser ohne einen einzigen abschätzigen Blick hat sie besonders genossen. Allgemein hat das Meeting ihr Selbstwertgefühl enorm gesteigert. „Ich trug während des ganzen Sommers in der Öffentlichkeit T-Shirts und beantwortete interessierten Personen ihre Fragen zu meinem Nävus.“ Auch im Studium, wo sie früher eher zurückhaltend war, meldet sie sich nun öfter freiwillig, wenn es darum geht, etwas zu präsentieren. Von ihrem Umfeld bekommt Sarah laufend Komplimente für ihr neues Selbstbewusstsein. Sie ist überzeugt, dass sie ihre Muttermale trotz oder gerade wegen der unangenehmen Erfahrungen zu dem Menschen gemacht haben, der sie heute ist: Einer jungen Frau, mit einer „sehr sensiblen, empathischen, sozialen aber auch starken Persönlichkeit.“

(Text: Noemi Landolt, 2013)  

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