Tag 4 (23.10.17): Erster Workshoptag

Bevor ich heute vom ersten Workshoptag berichte, möchte ich euch zunächst das Team aus Afghanistan vorstellen. Es sind drei Pflegende und ein Pfleger von der Station für brandverletzte Kinder am Indira Gandhi Institute for Child Health nach Indien gereist. Deeba Mohed ist die Stationsleiterin und arbeitet seit zwei Jahren auf der Station, Masouda Mansori und Tamilia Safi sind zwei junge, sehr engagierte Pflegende, welche nun schon seit vier Jahren auf der Station arbeiten.

 

Renat Pfann reiste im November 2016 mit Tom Potokar nach Kabul, um die Ausgangslage der Station für brandverletzte Kinder am Indira Gandhi Institute for Child Health zu evaluieren. Dieser detailierte Evalutationsbericht ist wichtig um nach Abschluss des Projektschrittes festellen zu können, ob es uns wirklich gelungen ist, die Bedingungen in Kabul zu verbessern.

Bei ihrem Besuch in Kabul konnte sich Renat Pfann mit den Pflegenden der Station für brandverletzte Kinder vertraut machen. Drei der Pflegenden – Deeba, Masouda und Tamilia – konnten dann auch zum Workshop nach Indien kommen.

 

Renat, Tamilia, Deeba, Shoba und Masouda ( v.l.n.r.) in Indore vor Beginn des Workshops.

 

 

Narkosearzt Qadir Abdul der „afghanische Rees Gerber“ – Andreas Gerber war ein Pionier der Kinderanästhesie am Kinderspital in Zürich und Vorgänger von Markus Weiss

Najib Ullah Kochi ist der Pflegedirektor des Indira Gandhi Institute for Child Health. Er ist hier als offizieller Vertreter der Pflege. Besonders gefreut hat uns, dass Masoud Mohammadi, der einzige Physiotherapeut am Indira Gandhi Institute for Child Health, mitkommen konnte. Dann ist neben Habib Ur Rahman Qasim noch ein zweiter Chirurg nach Indore gekommen, Dr. Siamak Amitiaz, ihn kenne ich schon von einem Besuch in Kabul vor drei Jahren. Schliesslich ist da noch Dr. Qadir Abdul, ein sehr erfahrener Narkosearzt aus Kabul – er erinnert mich zunächst vom Aussehen her an Andreas Gerber, später entdecke ich noch weitere Ähnlichkeiten mit Andreas – ein in sich ruhender, erfahrender Kollege, den nichts so einfach aus dem Konzept bringen kann.

 

Um 8.30 Uhr erreichen wir nach einem etwas anstrengenden Spaziergang durch den lauten Montagmorgenverkehr das Choithram Hospital. Der Lärm des Hupkonzerts der zahllosen Mopeds, Motorrikschas und Autos ist am Montagmorgen besonders laut. Ich vermute, dass sich all die Fahrer am Sonntag ausgeruht haben, um nun in aller Früh wieder laut hupend durch die Strassen von Indor zu fahren. Als wir endlich am Spital ankommen, lautet der Spital-Slogan am Eingang „Choithram Hospital – The Healing Touch“ ich bin gespannt, was auf uns zukommen wird.

 

Das erste Schild, das mir auf dem Spitalareal auffällt, ist ein striktes Hupverbot, damit ist für mich und meine Ohren der Slogan auf dem Eingangsschild schon eingelöst.

 

Der Workshop beginnt mit einer Vorstellungsrunde und danach haben Renat und ich die Gelegenheit, einen kleinen Abriss über das Projekt zu geben. In der Pause danach kommen viele Teilnehmer zu uns und bitten uns, ihren Dank an die Geschäftsleitung des Kinderspitals Zürich und der Eleonorenstiftung für deren zugesagte Unterstützung des Projektes zu übermitteln – wir versichern, dass wir das gerne tun werden.

 

Dann wird hart gearbeitet. Als erstes werden die wichtigen Punkte bei der Erstversorgung einer Brand­ver­letzung besprochen. Es braucht eine Weile, bis wirklich ein interaktiver Dialog entsteht. Am Anfang kommt die Befürchtung auf, dass alles in einem einseitigen „Frontalunterricht“ ausartet und die Workshop-Teilnehmer immer ruhiger und eingeschüchteter werden. Aber vor allem Shankar Rai, Chirurg aus Nepal, gelingt es, die Stimmung zu lockern. Wenn er spricht, merkt man, dass er viel Erfahrung damit hat, wie die äusserst beschränkten Mittel, welche in einem Land wie Afghanistan zur Verfügung stehen, am effetivsten eingesetzt werden können. Obschon es ein so ernstes Thema ist, schafft er es immer wieder, die andern zum Lachen zu bringen und uns mit seiner Ehrlichkeit (Zitat von ihm: „Bei uns ist die Sterblichkeit von Patienten mit einer Verbrennung grösser als 40% immer noch 100%“) aus der Reserve zu locken und plötzlich sind alle bei der Sache und bringen sich ein. Vielen Dank, Skankar Rai!

 

Deeba Mohed, Pflegende aus Afghanistan und Shankar Rai, Chirurg aus Nepal zusammen in der Mittagspause – das Eis ist gebrochen.

 

  1. Andrea Zwyssig sagt:

    Lieber Clemens
    Mit Freude lese ich deine tollen Berichte und finde euern Einsatz und das Engagement grossartig!
    Wünsche euch allen weiterhin gutes Gelingen und einen spannenden Austausch im Projekt.
    Liebe Grüsse
    Andrea

  2. Natascha Birrer sagt:

    Lieber Clemens
    Das klingt sehr spannend und es freut mich, dass die Gruppe sich gefunden hat.
    Ich hoffe es geht in diesem Sinn weiter mit viel Engagement und Platz für Humor und Kultur.
    Weiterhin ein gutes Gelingen. Bin in Gedanken häufig bei euch.

    Liebe Grüsse

    Natascha

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