Sarah S.

Sarah wurde mit einem kongenitalen melanozytären Nävus geboren. Sie erzählt uns hier die Geschichte von einem Igel.

 

Ich bin Sarah. Als ich kleiner war, hatte ich einen Igel. Nicht so einen richtigen mit Stacheln, sondern einen an der Stirn. Der Igel war schon da, als ich geboren wurde, sagt meine Mami. Mit der Zeit wuchs ein kleines Fell drauf, und die Haut wurde dunkler. Ich sagte ihm „Igel“, denn es sah aus wie ein kleiner Igel. Manchmal haben die Leute in der Migros oder so mich gefragt, ob ich auf die Stirn gefallen sei. Sie haben nicht richtig hingeschaut. „Igel“, habe ich dann gesagt. Meine Mami hat es ihnen erklärt: es ist ein Muttermal. Ab und zu hatte sie aber auch keine Lust, etwas zu sagen, und hat einfach „Ja“ gesagt und ist mit mir weitergegangen. Mir hat es nicht gefallen, wenn die Leute so gefragt haben. Eine Zeit lang habe ich mir mit der Hand an die Stirn geschlagen, wenn ich merkte, dass es um den Igel ging. Im Winter haben die Leute nicht so viel gefragt, weil ich dann eine Mütze aufhatte. Das war besser.

 

Der Doktor im Kinderspital hat den Igel zweimal kleiner gemacht, damit neue, gute Haut nachwächst. Als ich drei war, hat er den Igel ganz wegoperiert. Stattdessen hat er Haut von hinter meinem Ohr an die Stirn gemacht. Nach den Operationen konnte ich immer am gleichen Tag mit Mami und Papi nach Hause. Jetzt bin ich fünf. Die neue Haut ist noch etwas rosa. Aber sie wird noch normal, hat der Doktor gesagt. Wenn nicht, können sie sie mit einem starken Licht hell machen. Das Licht heisst Laser. Es ist auch noch eine Stelle in meiner Augenbraue dunkel. Der Doktor will das noch wegmachen. Aber man muss warten, bis die Augenbraue grösser ist.

 

Der rosa Fleck an meiner Stirn stört mich nicht, weil ich jetzt einen Pony habe und man den Fleck nicht so gut sehen kann. Die Leute fragen auch nicht mehr. Nur meine Freundin im Kindergarten hat gedacht, beim Coiffeur wäre ein Unfall passiert. Aber meine Mami hat ihrer Mami alles erklärt.

Der Igel ist weg. Aber meine Geschichte geht weiter!

(Text: Mutter von Sarah, 2013)

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