Tag 5 (24.10.2017): Same same, but different

Heute, auf dem Weg zum Workshop, gehe ich zum dritten Mal durch das Spitalgelände des Chithram Hospital (ihr erinnert euch: “The Healing Touch”). Ich muss nach 50 Metern von der Strasse, welche zu den verschiedenen Kliniken führt, abbiegen und komme dabei durch den Technik- und Versorgungsteil des Spitals.

 

Manches ist mir nun schon ein wenig vertraut und dadurch erkenne ich Strukturen, in denen sich nahezu alle Spitäler auf der Welt gleichen. Es geht vor allem um die Infrastruktur – die Funktion ist nahezu immer gleich, im Gegensatz zur Ausstattung. Wenn ich in Zürich ins Spital komme, gehe ich von der Tiefgarage durch den Kellergang vorbei an den Betten, die dort aufgereiht sind und auf ihren Einsatz warten. Dasselbe treffe ich auch hier an, nur dass es keinen Keller gibt. Die Betten stehen links und rechts der Strasse und werden bei Bedarf von den einzelnen Stationen abgeholt, mit einer Matratze und Bettwäsche versehen. 

 

Die Wäscherei befindet sich hier in zwei bis drei Räumen und es wird die Bettwäsche für 1000 Patienten und das gesamte Personal gewaschen.

 

Dann fällt mir ein Gegenstand ins Auge, dem ich tagtäglich auch im Kinderspital begegne, es sind die Aluwannenwagen, in denen die Wäsche und der Abfall durch das Spital transportiert werden. Hier im Choithram Hospital sind sie blau, etwas schwerer und wie die Motorrikschas etwas geräuschvoller. Beiden gleich ist, dass sie von Menschen geschoben werden, die immer freundlich grüssen. 

 

Dann beginnt der zweite Tag. Es wird über Chirurgie mit einfachen Mitteln und Verbandstechniken gesprochen. Ich erfahre sehr viel darüber, was man alles machen kann, wenn man über keine Schmerzmittel verfügt, aber trotzdem vor der Aufgabe steht, den Verband bei einem Kind täglich wechseln zu müssen. Es ist unglaublich, was die Pflegenden in Afghanistan leisten: Bei 40 Kindern auf der Station müssen bei der Hälfte täglich die Verbände gewechselt werden. Das heisst, dass 1-2 Pflegende den ganzen Tag damit beschäftigt sind, die Verbände zu erneuern. Während wir uns in Zürich immer wieder Gedanken darüber machen, ob wir es erlauben können, dass die Eltern bei den Verbandswechseln anwesend sind, so ist das in Kabul selbstverständlich. Die Eltern, vor allem die Mutter, werden gebraucht, schon alleine deswegen, weil sie der einzige schmerzmindernde Faktor sind, wenn kein oder zu wenig Schmerzmittel zur Verfügung steht.

 

Shoba  erklärt ihre Verbandsstoffe: immer noch gehören speziell aufgearbeitete Bananenblätter zu ihrem Arsenal

    

Renat Pfann und die Pflegenden aus Kabul, Deeba, Masouda und Tamila zusammen mit Shoba

 

Am Abend des 2. Tages erwartet das Team aus Afghanistan eine spezielle Aufgabe: Sie sollen mit 3000 Rupees (ca. 60 CHF) ein Abendessen für die ganze Gruppe zubereiten. Das heisst, sie müssen sich organisieren, einkaufen, das Menu zusammenstellen und zubereiten. Alles endet in einem gemeinsamen Abendessen und der Überzeugung, dass das Team aus Afghanistan es gewohnt ist zu improvisieren. Ob es geschmeckt hat? Oh ja, es hat hervorragend geschmeckt!

 

Habib vom Markt zurück, erklärt was gekocht wird

 

    

Deeba bei der Zubereitung von einer Art „afghanischen Rösti“

 

Masoud, Shankar und Habib beim Obst rüsten im Vorraum der Küche – in der Küche hatten die Frauen das sagen

     

Hurra es ist geschafft, jetzt wird gegessen!

  1. Iris Zikos sagt:

    Ich würde mich freuen, wenn ihr für das Team in Zürich auch etwas von euren Erfahrungen mitbringen würdet! Im Sinne von „wie komme ich zum gleichen Ziel mit einfacheren Mitteln“, wenn weniger Geld zur Verfügung steht. Ich bin überzeugt, dass auch wir ganz viel lernen können!
    Grüsse aus Zürich, auch an Shoba, Habib und Tom und!

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