Woche 5: «Get together»

Ähnlich wie Hautstigma organisiert auch Changing Faces Treffen für Menschen mit jeglichen körperlichen Veränderungen oder Hautauffälligkeiten. Sie bieten die Räumlichkeiten sowie Snacks und Getränke an, damit Interessierte und Gleichgesinnte zusammenfinden können, um neue Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen. Changing Faces startete erst kürzlich mit diesen “Get together”, wie sie die Treffen jeweils nennen. Das Treffen von dieser Woche war der dritte Event und in Zukunft sollen die Treffen etwa alle zwei Monate stattfinden. 

 

Ich war sehr gespannt auf das Treffen, da es mich interessierte, ob es ähnlich abläuft wie unsere Hautstigma-Treffen in der Schweiz oder ob noch andere Ideen vorhanden sind, welche ich dann in die Schweiz zurückbringen könnte.

Bei den Treffen in der Schweiz haben wir oft ein Oberthema, welches die Leute inspirieren oder zum Kommen motivieren soll. Wie Changing Faces führt auch Hautstigma Menschen mit gleichen Erfahrungen bei einer gemütlichen Atmosphäre zusammen, in welcher sie sich über verschiedene Themen austauschen können. Da Hautstigma vor allem mit dem Universitäts-Kinderspital Zürich zusammenarbeitet, stellen die Hautstigma-Treffen auch für Eltern eine sehr gute Gelegenheit dar, mit anderen betroffenen Leuten in Kontakt zu kommen. Durch den Austausch mit Leuten, welche dasselbe Stigma wie ihre Kinder haben, können Eltern besser verstehen, wie sich Betroffene fühlen, wie es in Zukunft für sie sein könnte und welche Fragen und Probleme aufkommen könnten.

 

Beim “Get together” hier in London letzten Mittwochabend nahmen sieben Personen teil und es entstand eine sehr gemütliche Atmosphäre. Die zwei Changing Faces Mitarbeiter, sogenannte „Changing Faces Practitioners“, welche an diesem Abend auch anwesend waren, bereiteten einige Fragen vor. Diese wurden jedoch gar nicht wirklich gebraucht, da das Zusammensein und der Austausch für die meisten Teilnehmer schon sehr wertvolle Erfahrungen waren. Eine Person, die dir zuhört und das Gefühl, verstanden zu werden, kann wirklich schon sehr viel helfen!

 

Diese Woche hatte ich ausserdem eine Einführung in die Abteilung von Changing Faces, welche für die Beratung und Unterstützung von Klienten zuständig ist („Client Service“). Dazu gehört zum einen die psychologische Unterstützung in Form von persönlichen Gesprächen (face-to-face, am Telefon, per Skype oder E-Mail) mit Ratschlägen zu Gefühlen, Sorgen und Problemen, welche beim Klienten aufkommen. Andererseits können auf der Webseite von Changing Faces gratis “Selbst-Hilfe-Guides” heruntergeladen werden, welche Tipps liefern, wie man Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl aufbauen kann.

 

Bei der Unterstützung befolgen die Changing Faces Practitioners ein spezifisches Konzept, ihr sogenanntes FACES-Package:

F : Finding out – in einem ersten Schritt wird geschaut, was der Klient überhaupt benötigt und welche Fragen und Probleme vorhanden sein könnten. Es soll ein komplettes Bild der Krankheit/Auffälligkeit erstellt werden, damit der Klient vollständig informiert ist
A : Attitude – die Einstellung des Klienten wird zu einem positiven Ausblick- und Glaubenssystem entwickelt. Dabei ist es wichtig, die Leute nicht mit Mitleid zu überfluten. Oftmals hilft dem Klienten in dieser Phase nur schon ein offenes Ohr einer neutralen Person
C : Coping – in dieser Phase geht es um das Anerkennen und Managen der Empfindungen und Gefühle – Erfahrungen in allen möglichen Bereichen werden gesammelt. Klienten werden zum Beispiel dazu ermutigt, Tagebuch zu führen
E : Exchanging Experiences – den Betroffenen wird gezeigt, wie viele andere Menschen unter derselben Bedingung leben. Niemand muss sich damit alleine fühlen. Durch Events und Veranstaltungen werden Betroffene zusammen vernetzt (z.B. «Get together»)

S : Social Skills Training – Klienten werden mit Tipps im Umgang mit anderen Menschen versorgt. Zum Beispiel wie auf Starren oder Unhöflichkeit reagiert werden kann. Zudem werden sie in ihrem Durchsetzungsvermögen und sozialen Selbstvertrauen gestärkt.

 

Dieses Konzept wirkt sehr durchdacht und unterscheidet sich vor allem im letzten Punkt von vielen anderen Modellen. Es zeigt sich sehr sinnvoll Klienten auf alltägliche Situationen vorzubereiten und sie mit möglichen Geschehnissen oder Reaktionen zu konfrontieren, damit bereits erste Gedanken und mögliche Reaktionen bekannt sind. Besonders wichtig ist dabei ein gutes Selbstvertrauen, welches man einer Person oft sehr schnell ansehen kann. 

Bevor auch schon meine fünfte Woche zu Ende ging, begleitete ich am Sonntag das Foundraising Team an den London Marathon. Wir unterstützten die fünf „Runner“, welche an den Start traten, um Geld für Changing Faces zu sammeln. Freudig durften wir alle nach 25 Meilen im Ziel begrüssen und mit ihnen feiern – Hut ab zu dieser Leistung und herzliche Gratulation!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Marlise Sahli sagt:

    Wie immer ein toller Bericht, liebe Isabel. Ich bin schon gespannt was als nächstes kommt.
    Es ist sehr Interressant über dieses changing faces soviel zu erfahren.
    Was du alles erlebst und voller Eifer dabei bist das freut mich. Ich bin froh, gefällt es dir so gut bei dieser Organisation mitzuarbeiten. Ich bin so stolz auf dich.
    Herzliche Umarmung, dein Mami

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